Macau: Mit dem Flüchtlingsjungen kam das Glück: Macau zwischen Kirchen und Casinos
„Macau war immer offen, es hat Flüchtlinge immer willkommen geheißen und aufgenommen“, berichtet Pater Luis Manuel Fernandes Sequeira. Er ist im Jahr 1949 geboren, dem Jahr der kommunistischen Revolution in China, die ebenfalls Fluchtbewegungen nach Macau auslöste. Sequeira war mehrere Jahrzehnte lang einer der führenden Jesuitenpater in Macau, das heute als Sonderverwaltungszone wieder zu China gehört. Nicht alle Flüchtlinge, die zu Kolonialzeiten in Macau landeten, waren auf Unterstützung angewiesen. Ein 21-jähriger Student aus Hongkong, der im Jahr 1942 vor der japanischen Besatzung nach Macau geflohen war, konnte sich bereits nach kurzer Zeit selbst helfen. Der ehemalige Flüchtlingsjunge ist heute einer der reichsten Chinesen der Welt. Sein Geld verdiente er mit Fähren und mit einem Casinoimperium. Doch er machte damit nicht nur sich selbst reich, er brachte auch Macau, ehedem eine verarmte portugiesische Kolonie in Fernost, eine pittoreske Azulejos-, Eiertörtchen-und Kopfsteinpflasterwelt, einen Schub in Richtung Wohlstand und Moderne.
Macau im Schatten der Lotusblüte: Vom Mandarin-Haus bis zum Venetian
Während früher das Mandarin Haus mit seinen rund sechzig Zimmern, das heute zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, eines der größten Gebäude Macaus war, hat der größte Bau der heutigen Zeit ganz andere Dimensionen. Im „Venetian“ finden sich knapp 3000 Hotelsuiten, ein Einkaufszentrum mit mehr als 350 Geschäften sowie ein Veranstaltungssaal mit 15.000 Plätzen. Es beherbergt das größte Casino der Welt mit etwa 800 Spieltischen und mit circa 3400 „hungrigen Tigern“, so der örtliche Kosename für die in Macaus Casinos allgegenwärtigen Geldspielautomaten. Hunderte von Glücksspielautomaten locken die Besucher auch ins „Grand Lisboa“, das die Form einer Lotusblüte hat und vor allem am chinesischen Geschmack ausgerichtet ist. Doch wer das Casino-Hotel verlässt, braucht zu Fuß nur gute fünf Minuten zum kopfsteingepflasterten Largo do Senado, und schon fühlt er sich nicht mehr wie in einer asiatischen Kunstwelt, sondern fast wie in Lissabon.
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